eben in der Hildesheimer-Allgemeinen Zeitung online gefunden:
Hildesheim - Größter „Blackout“ seit dem Krieg
(ph) Der Stromausfall am Donnerstag war der größte in Hildesheim seit dem Krieg. Noch immer suchen Experten der eon nach der genauen Ursache. Klar ist nur: Es gab einen Kurzschluss im Höchstspannungsnetz bei Bledeln.
Auf der 380-Kilovolt-Ebene wird der Strom in großen Mengen transportiert. Während Staubsauger, Glühbirne und Co. 220-Volt-Spannung benötigen, rasen dort die Elektronen mit 380000 Volt durch die Kabel. Im Umspannwerk bei Bledeln wird der Strom zunächst auf 110 Kilovolt heruntergeregelt und dann auf weitere 14 kleinere Umspannwerke in Hildesheim und Umgebung verteilt. In Bledeln hat es am Donnerstag Punkt 12.21 Uhr den Kurzschluss gegeben, durch den die kleineren Werke schlagartig ohne Strom waren. Und die dahinter liegenden Stromkunden auch.
Die Ursache für den Kurzschluss, sagt Cornelia Junge vom Netzbetreiber e.on-Netz, ist noch nicht klar. Ob eine Ratte an der Leitung knabberte oder ein Schalter versagt hat, untersuchen jetzt die Experten. Die haben zunächst das defekte Umspannwerk umgangen. Strom aus benachbarten Versorgungsgebieten wurde nach Hildesheim umgeleitet, Gebiet nach Gebiet wieder an das Netz gebracht. Das ist nicht so einfach wie es sich liest. Denn es muss zum Beispiel die Fließrichtung des Stroms geändert, die Kapazität der Leitungen berücksichtigt werden. Und das dauert. 110-KV-Strom erreichte Hildesheim rst wieder um 13.34 Uhr. „Wir haben immer nur einen Teil der Stadt beliefert und dann überprüft, ob das Netz das aushält“, berichtet Markus Königshofen, Leiter des Bereichs Netzservice der Energieversorgung (EVI). Daher auch hat es 21 Minuten gedauert, bis ganz Hildesheim wieder am Netz war. Eine Taktik, die der Experte auch allen Stromkunden empfiehlt: Man sollte nach einem Stromausfall nicht alle Geräte gleich einschalten, sondern Schritt für Schritt. Übrigens kann sich kein Mitarbeiter bei EVI an einen Stromausfall ähnlicher Länge und ähnlichen Umfangs erinnern. „Das war der größte Stromausfall in Hildesheim seit dem Krieg“, meint Königshofen.
Obwohl die Fachleute weiter suchen, ist das Umspannwerk Bledeln wieder am Netz und liefert Strom. Gesucht wird nach der Ursache, um künftige Zwischenfälle zu verhindern, nicht etwa aus Haftungsgründen. Die Netz-Anschluss-Verordnung schließt eine Haftung des Lieferanten aus, wenn nicht jemand grob fahrlässig gehandelt hat.
Am Tag eins nach dem großen „Blackout“ werden immer mehr Schäden bekannt. So sind bei dem Fernseh-Lieferanten Kabel Deutschland mehrere Verstärkerpunkte in Hildesheim und Sarstedt bei der erneuten Inbetriebnahme ausgefallen. Sprecherin Heike Koring: „Unsere Techniker arbeiten mit Hochdruck an den Reparaturen. Im Laufe des Freitags sollte alles wieder in Ordnung sein.“ Wer heute noch keinen Empfang hat, sollte die Störungs-Hotline anrufen (siehe unten).
Ausgefallen ist auch teilweise der Telefonverkehr. Im Festnetz kam es zu Störungen, Handys funktionierten nicht mehr. Stefanie Halle von der Telekom:Bei zwei von 80 Kabelverzweigern sei die Pufferung wegen schwacher Batterien ausgefallen. Einer davon steht in Harsum. Betroffen waren auch Handys. Auch ISDN-Anlagen sind ausgefallen, daher auch Notruffunktionen. Nur die alten analogen Telefone gehen immer – sie hängen nicht am Stromnetz, sondern an der Vermittlungsstelle. Auch das Unternehmen Vodafone hat technische Vorsorge getroffen und seine Basisstationen (rund 100 waren betroffen) mit batteriebetriebenen oder anderen Überbrückungshilfen ausgestattet. Dirk Burmester, Technik-Chef von Vodafone Norddeutschland: „Der großflächige Ausfall des Stromnetzes hat unser Funknetz daher kaum beeinträchtigt.“
Eines wird es nicht geben: Für einen Babyboom dürfte die Pause denn doch nicht lang genug gewesen sein.