Strombelastbarkeit Verlegeart A, B und C bei abweichender Temperatur

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Selektiv
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Strombelastbarkeit Verlegeart A, B und C bei abweichender Temperatur

Beitrag von Selektiv »

Sehe ich das richtig, dass es bei den Verlegearten A1, A2, B1, B2 und C und abweichenden Temperaturen jenseits der 25°C und 30°C nach DIN VDE 0298-4 (VDE 0298-4):2023-06 es keine Umrechnungsfaktoren gibt? Die Umrechnungsfaktoren der Tabelle 17 gelten ausschließlich bei Verlegung in Luft, was den Verlegearten E, F und G entspricht.

Ich habe aktuell den Fall, wo ein Planer die Verlegung eines NYY Kabels in einem Dachboden vorschlägt - hier soll die Leitung auf die Glaswolle der Bodendämmung gelegt werden. Aufgrund des Querschnitts von 5x25mm² wird die Leitung einsinken, also wird es annähernd der Verlegeart A2 entsprechen. Auf dem Dachboden erreichen die Temperaturen im Sommer ca. 50°C, jetzt kann ich aber die Strombelastbarkeit nicht umrechnen. Ich sehe hier nur die Option eine gelochte Kabelrinne zu installieren und dann entsprechend der Verlegeart E zu rechnen.
OChatter
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Re: Strombelastbarkeit Verlegeart A, B und C bei abweichender Temperatur

Beitrag von OChatter »

Überschlägig würde ich mal sagen 70° Dauerbetriebsleitergrenztemperatur - 50° Umgebung macht 20 K zu Verfügung stehende Temperaturdifferenz.
Wärmetrahlung und Konvektion kann man bei Verlegung in Dämmung wohl vernachlässigen. 20K gegenüber dem Regelfall 40K bei der 30°-Tabelle macht dann halben möglichen Wärmefluss. Und mit der quadratischen Abhängigkeit der Stromverluste eine Reduktion um Faktor 1/Wurzel 2 , also letztlich ca. 0,7x 30°-Strom für Verlegung in gedämmter Umgebung.
Wobei ich allerdings so meine Bedenken hab, ob damit wirklich heutige Dämmschichten berücksichtigt werden oder nicht doch bloß 60mm Trockenbauwand-Schalldämmung einseitig anliegend. Wenn die Leitung nicht aufgrund des Spannungsfall erheblich gegenüber der thermischen Belastbarkeit überdimensioniert ist, würde ich sie auf alle Fälle aus der Dämmschicht heraushalten.
Außenverlegung unter Dachüberstand o.ä. kommt nicht in Frage?
Selektiv
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Re: Strombelastbarkeit Verlegeart A, B und C bei abweichender Temperatur

Beitrag von Selektiv »

Die Dämmung liegt lediglich auf der Geschossdecke auf, es kommt keine Abdeckung mehr darüber in Sinne von Brettern oder Trockenbau, da der Dachboden lediglich als Schutzdach dient und nur gebückt begehbar ist. Die hohe Temperatur darin entsteht durch das dunkle Trapezblech und die geringe Höhe des Dachbodens sowie ein kaum vorhandener Luftaustausch.

Aktuell ist aufgrund der Länge und dem Spannungsfall ein Querschnitt von 25mm² geplant. Das ist bei Verlegeart E, bei 50°C mit maximal 71,7A belastbar. Bei Verlegung aufliegend/halb in der Wolle würde ich die Verlegeart A2 annehmen, da kann es bei 30°C Umgebungstemperatur 68A. Wie das aber bei den 50°C aussieht kann ich aber nicht sagen. Als Vorsicherung reichen 50A. Wie du auch schon einschätzt, kann das Kabel dann kaum mehr noch Verlustleistung abstrahlen.

Eine Verlegung außerhalb, also im Dachüberstand gestaltet sich schwierig, da zum Stromkabel auch noch Datenleitungen verlegt werden sollen und der Dachüberstand nicht viel Platz und kaum Befestigungsmöglichkeiten bietet.
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Elt-Onkel
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Re: Strombelastbarkeit Verlegeart A, B und C bei abweichender Temperatur

Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo,

Isolierung zusammendrücken ist eine ganz schlechte Idee.

Wärme fließt wie Wasser.
Ergo macht man mit einem Kabel in einer Breite etwa 1/4 Meter die Isolierung wirkungslos.

Sinnvollerweise ständert man eine Kabelwanne auf, und führt sie über der Isolierung.

Wem das zu aufwändig ist, schraubt Rohrschellen von unten an die Sparren.
Dann Kunststoffrohre festschrauben.
Eins für das NYY 5x25 und eins für die Datenleitungen.
Wem das NYY 5x25 zu schwer und zu teuer ist, nimmt ein NAYY 5x35.


...
tm90
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Re: Strombelastbarkeit Verlegeart A, B und C bei abweichender Temperatur

Beitrag von tm90 »

Ich versuche auch immer, nicht direkt auf der Dämmung zu verlegen. Bis jetzt bin ich immer mit Kabelsammelhaltern aus Metall im Dachbereich sehr gut gefahren. Das ist schnell, günstig und sieht sauber aus. Auch wenn ich es seit der Einführung von Brandschutzschaltern sehr vermeide, Leitungen an Holz zu montieren.
DBY656
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Re: Strombelastbarkeit Verlegeart A, B und C bei abweichender Temperatur

Beitrag von DBY656 »

tm90 hat geschrieben: Montag 11. März 2024, 09:47 Ich versuche auch immer, nicht direkt auf der Dämmung zu verlegen. Bis jetzt bin ich immer mit Kabelsammelhaltern aus Metall im Dachbereich sehr gut gefahren. Das ist schnell, günstig und sieht sauber aus. Auch wenn ich es seit der Einführung von Brandschutzschaltern sehr vermeide, Leitungen an Holz zu montieren.
Das Vollholz an sich stellt keine große Brandgefahr dar, erst mit Schmutz und Nagetieren kann das zum Problem werden.

Gruß Markus
Selektiv
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Re: Strombelastbarkeit Verlegeart A, B und C bei abweichender Temperatur

Beitrag von Selektiv »

tm90 hat geschrieben: Montag 11. März 2024, 09:47 Ich versuche auch immer, nicht direkt auf der Dämmung zu verlegen. Bis jetzt bin ich immer mit Kabelsammelhaltern aus Metall im Dachbereich sehr gut gefahren. Das ist schnell, günstig und sieht sauber aus. Auch wenn ich es seit der Einführung von Brandschutzschaltern sehr vermeide, Leitungen an Holz zu montieren.
Die Idee ist gut, allerdings muss man dann die Sammelhalter auf Abstand zur Wand/Balken montieren, damit der geforderte Mindestabstand zwischen Kabel und Wand eingehalten, damit das ganze noch als Verlegeart E gilt:
Mehradriges Kabel mit Abstand von mindestens 0,3 x Durchmesser D zur Wand
Bei 5x25mm² ist das Kabel ca. 28mm dick, damit wären es mindestens 9mm. Oder in den Sammelhaltern mit Kabelbindern nach außen binden, aber das ist ja irgendwie auch nicht das wahre...
lagerregal
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Re: Strombelastbarkeit Verlegeart A, B und C bei abweichender Temperatur

Beitrag von lagerregal »

Wird die Leitung mit dem Nennstrom im Dauerbetrieb belastet? Bei einer einfachen UV Zuleitung dürfte das ja regelmäßig nicht der Fall sein..
tm90
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Re: Strombelastbarkeit Verlegeart A, B und C bei abweichender Temperatur

Beitrag von tm90 »

Wenn du die langen Sammelhalter nimmst und an die schrägen Dachsparren schraubst fällt das Kabel von allein weg vom Holz. Viele Grüße
Josupei
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Re: Strombelastbarkeit Verlegeart A, B und C bei abweichender Temperatur

Beitrag von Josupei »

Wenn du dir 5.3.4.1 ansiehst, dann wirst du feststellen (so zumindest mein Verständnis), dass die Bezeichnung "Verlegung in Luft" Abgrenzung zur "Strombelastbarkeit bei Verlegung im Erdreich" schaffen soll und nicht Verlegung frei in Luft bedeutet. Tabelle 17 ist nach meinem Verständnis durchaus für die von dir genannten Grundbelastungstabellen anwendbar.
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