Überspannungsschutz in Hausinstallation?

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geloescht

Re: Überspannungsschutz in Hausinstallation?

Beitrag von geloescht »

Hallo Steaven,
Mitte des Jahres gab es nach einer abgerissenen Hochspannungsleitung am Hafengebiet einen Vorfall mit kräftigen Überspannungsschäden über das örtliche Stromnetz. So manch einer hat dabei seinen Durchlauferhitzer einbüßen müssen. Bei mir lediglich ein neuwertiger Geschirrspüler.
Ich frage mich, ob der Überspannungsschutz dabei gewirkt hätte?

Arbeite Dir die Lerneinheiten hier einmal durch und entscheide dann, was nötig wäre, oder ob es überhaupt Sinn macht einen Überspannungsschutz einzubauen.

Noch eine kleine Ergänzung:

Auch Sternpunktverschiebungen bei PEN-Bruch bringen Überspannungen (maximal bis 400 Volt). Da aber der Schutzpegel der Ableiter bei 1500 Volt liegt wird ein socher Fall von den Ableitern nicht gehändelt. Es kommt dabei zwangsläufig zur Zerstörung von elektrischen Geräten.

Es wird von den Ableitern sowieso nur eine Überspannung zwischen Aussenleitern und PE(N) gehändelt, wenn ich die verlinkte Lerneinheit richtig verstehe.

Gruß

Alois
Steaven
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Re: Überspannungsschutz in Hausinstallation?

Beitrag von Steaven »

Vorweg besten Dank für eure Antworten/Hinweise.

Es handelt sich um eigenes Einfamilienhaus. Vergessen zu erwähnen - Sorry ;)

Vorrangig versuche ich abzuklopfen in wie weit Anpassungen an der Elektroinstallation sinnvoll wären. Die von mir beschriebenen Schäden passieren einem vermutlich ein mal im Leben. Da habe ich einfach Glück gehabt. Von Heizungen über IT Equipment bis Küchengeräte war ringsum viel Schrott bei meinen Nachbarn. Der Netzbetreiber wird sicherlich noch mehr "Spaß" gehabt haben.

Inwieweit der Energieversorger für die Schäden tatsächlich auch aufkommen wird bleibt abzuwarten.
Alois hat geschrieben: Sonntag 24. September 2017, 10:59
Mitte des Jahres gab es nach einer abgerissenen Hochspannungsleitung am Hafengebiet einen Vorfall mit kräftigen Überspannungsschäden über das örtliche Stromnetz. So manch einer hat dabei seine Heizung / seinen Durchlauferhitzer einbüßen müssen. Bei mir lediglich ein neuwertiger Geschirrspüler.
Ich frage mich, ob der Überspannungsschutz dabei gewirkt hätte?

Alois
Volltreffer dd1 - Genau dies ist eine meiner Kernfragen - wer hat dazu entsprechende Erfahrungswerte?

Separate Wohnungen müssen bei mir nicht zusätzlich abgesichert werden. Von daher dürfte sich der Aufwand in grenzen halten.

@Elt-Onkel - Freileitung(en) gibt es hier direkt über dem Haus nicht.

@Teletrabi

Ob reiner Schalter oder Sicherungsautomat weiss ich noch nicht. Tippe jedoch auf letzteres, weil dieser inaktiv (abgeschaltet) war
zum Zeitpunkt wo die Überspannungssschäden damals eintraten. Als ich nach der Arbeit heim kam war der Schalter (s. Bild) aus.
Wohl "rausgeflogen" ... !?
Um Missverständnisse zu vermeiden:
Alle Bilder von mir sind von der selben Elektroinstallation im Haus!
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Olaf S-H
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Re: Überspannungsschutz in Hausinstallation?

Beitrag von Olaf S-H »

Moin Steaven,

auf dem "Schalter" ist IEC 60898/EN 60898 aufgedruckt. Dies ist eine Norm für Leitungsschutzschalter (sog. "Sicherungsautomaten"). Die in Deutschland erforderliche Eigenschaft, 6 kA schalten zu können, scheint gegeben zu sein. Allerdings ist sonst nicht viel auf dem Gerät zu erkennen.

Gruß Olaf
Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft sondern meine Meinung bzw. mein Tipp für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland! Die einschlägigen Normen/Vorschriften (z. B. DIN, VDE, TAB, DGUV, TRBS, BekBS, NAV, EN, LBO, LAR, ArbStättV, BetrSichV, ProdSG, ...) sind zu beachten. Ein Rechtsanspruch kann hieraus nicht abgeleitet werden. Die Nennung von Fundstellen in Regelwerken stellt keine Rechtsberatung sondern nur die Sichtweise des Verfassers dar.
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Für elektrotechnische Laien gilt: Dieser Beitrag erläutert die technischen Zusammenhänge. Die Umsetzung obliegt den konzessionierten Fachbetrieben (§13(2)NAV).

"Wer eine Handlung begeht, der übernimmt auch alle daraus folgende Pflichten." §33 I-3 prALR 1794
Olaf S-H
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Re: Überspannungsschutz in Hausinstallation?

Beitrag von Olaf S-H »

Steaven hat geschrieben: Sonntag 24. September 2017, 12:52 ... Vorrangig versuche ich abzuklopfen in wie weit Anpassungen an der Elektroinstallation sinnvoll wären. ...
Moin Steaven,

hier wäre eine Elektrofachkraft vor Ort erforderlich.

Aufgrund des Anlagenalters sollten sich die "modernen" Schutzgeräte einfach nachrüsten lassen. Dies setzt allerdings voraus, dass die Anlage seinerzeit regelwerkskonform errichtet wurde. Vermutlich ist ein Austausch der Zähleranlage einschl. Verteilerfeld ausreichend. Dann könnte dort auch gleich der Kombiableiter im Bereich vor dem Zähler integriert werden.

Gruß Olaf
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karo1170
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Re: Überspannungsschutz in Hausinstallation?

Beitrag von karo1170 »

Olaf S-H hat geschrieben: Sonntag 24. September 2017, 13:11 hier wäre eine Elektrofachkraft vor Ort erforderlich.
Deren Fazit lautet in 99% der Faelle, "muss alles neu"...
Olaf S-H hat geschrieben: Sonntag 24. September 2017, 13:11 Vermutlich ist ein Austausch der Zähleranlage einschl. Verteilerfeld ausreichend.
Naja, immerhin besteht bei dem Vorschlag noch die Chance, das das Gebaeude nicht komplett rueckgebaut werden muss. Die Nische scheint nicht ohne baulichen Aufwand erweiterbar im Sinne der TAB zu sein, den Mehraufwand um die Anforderungen aus der aktuellen VDE-AR-... fuer Zaehlerplaetze zu erfuellen (APL usw.) kann man auch andersweitig investieren.
Olaf S-H hat geschrieben: Sonntag 24. September 2017, 13:11 Dann könnte dort auch gleich der Kombiableiter im Bereich vor dem Zähler integriert werden.
Kombiableiter (Kat I+II) waere bei Freileitungsanschluss oder aeusseren Blitzschutz eine Moeglichkeit, sieht hier aber nicht danach aus.
Wenn in der Naehe der Verteilung ein funktionierender PA (idealerweise die HES) ist, dann wuerde ich zu einem Kat II Ableiter als REG im Nachzaehlerbereich tendieren. Duerfte kosten- und wirkungsmaessig die beste Loesung sein.
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Elt-Onkel
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Re: Überspannungsschutz in Hausinstallation?

Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo,
Olaf S-H hat geschrieben: Sonntag 24. September 2017, 12:57 Moin Steaven,

auf dem "Schalter" ist IEC 60898/EN 60898 aufgedruckt. Dies ist eine Norm für Leitungsschutzschalter (sog. "Sicherungsautomaten").
Die in Deutschland erforderliche Eigenschaft, 6 kA schalten zu können, scheint gegeben zu sein.

Gruß Olaf

Stimmt, steht so drauf: 6'000

6'000 = 6 kA

...
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Elt-Onkel
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Re: Überspannungsschutz in Hausinstallation?

Beitrag von Elt-Onkel »

Hallo,
Olaf S-H hat geschrieben: Sonntag 24. September 2017, 13:11

Dann könnte dort auch gleich der Kombiableiter im Bereich vor dem Zähler integriert werden.

Gruß Olaf
Vorsicht.

Da beisst man manchmal auf Granit.

Es gibt eine Verteilung, da war wenig Platz,
da habe ich es hingebaut.
Aber der NB wollte es nicht.

...
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Olaf S-H
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Re: Überspannungsschutz in Hausinstallation?

Beitrag von Olaf S-H »

karo1170 hat geschrieben: Sonntag 24. September 2017, 20:23 ... Die Nische scheint nicht ohne baulichen Aufwand erweiterbar im Sinne der TAB zu sein ...
Moin Karo,

links vom Zählerplatz ist keine Begrenzung ersichtlich. Ob dort 2 mm oder 2 m Platz sind entzieht sich unserer Kenntnis.

Gruß Olaf
Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft sondern meine Meinung bzw. mein Tipp für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland! Die einschlägigen Normen/Vorschriften (z. B. DIN, VDE, TAB, DGUV, TRBS, BekBS, NAV, EN, LBO, LAR, ArbStättV, BetrSichV, ProdSG, ...) sind zu beachten. Ein Rechtsanspruch kann hieraus nicht abgeleitet werden. Die Nennung von Fundstellen in Regelwerken stellt keine Rechtsberatung sondern nur die Sichtweise des Verfassers dar.
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Funker
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Re: Überspannungsschutz in Hausinstallation?

Beitrag von Funker »

Wie Alois bereits darstellte, gibt es für den Fall einer Überspannung in Form einer dauerhaften Stehspannung keine einfache Lösung.

Einen analoge Schadenfall habe ich im Mai beschrieben.

viewtopic.php?f=16&t=16088

SPD sind nur für Überspannungen im unter 1 Millisekundenbereich ausgelegt.
ThomasR
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Re: Überspannungsschutz in Hausinstallation?

Beitrag von ThomasR »

Man muß unterscheiden in kurze Überspannungsspitzen und länger anstehende Überspannungen. Soweit mir bekannt (Norm?) müssen alle in D verkauften Elektrogeräte einen kurzen Überspannungsimpuls von bis zu 1,5kV schadlos überstehen. Daher beginnt der Überspannungsschutz des Mittelschutzes "C" auch erst bei 1,5kV. Sollte ein Gerät aus irgendeinem Grund die 1,5kV nicht aushalten oder besonders schutzwürdig sein, kommt der Typ "D" als Feinschutz zum Einsatz. Das kann in der Steckdose oder in der Mehrfachsteckdose sein. Diese Dinger halten aber auf keinen Fall einen größeren Impuls allein aus! Ich habe schon mehrere Steckdosenleisten dieser Art "explodiert" gesehen.
Die von dir beschriebenen Schäden sind aber vermutlich auf eine länger anstehende Überspannung zurückzuführen. Dagegen hilft nur eine echte Überspannungsüberwachung mit entsprechenden Abschaltvorrichtungen (z.B. Schützen). Das ist aber eigentlich Industrietechnik, die ich in noch keinem Haushalt gesehen habe.....
Hersteller dafür gibt es reichlich, nur würde ich mir bei den Kosten lieber eine entsprechende Versicherung zulegen, die den Schaden übernimmt.
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